Vegane Ernährung ist – Ansichtssache. Vegane Ernährung für Kinder? Da scheiden sich die Geister. Die einen erklären, dass das alles kein Problem ist und werden nicht müde die gesundheitlichen Vorzüge veganer Kost aufzuzählen, die anderen sehen die Gefahr einer Mangelernährung, wollen Dogmatismus erkennen und schreien: Verantwortungslosigkeit!
Eines steht fest: Alle Eltern wollen grundsätzlich das Beste für ihr Kind. Und wer als Mutter oder Vater selbst vegan lebt oder es vorhat, überlegt selbstverständlich, ob diese Ernährungsweise nicht auch für die eigenen Kinder möglich ist. Doch was ist vegane Ernährung überhaupt? Und warum spielt es eine Rolle, ob Kinder vegan essen oder nicht? Dieser Artikel setzt sich mit den Vor- und Nachteilen veganer Ernährung auseinander und wird sich mit einer Frage besonders beschäftigen: Wie wirkt sich vegane Ernährung eigentlich auf den Schlaf unserer Kleinen aus?
Vegan ist noch lange nicht vegan
Halsweh und Schlaflosigkeit, da hat Oma immer Milch mit Honig gemacht. Ach ne – ähm, dann Hafermilch mit Honig, oder? Ist Honig nun vegan oder nicht? Wer sich für eine vegane Ernährung entscheidet, muss schon wissen, was er will. Das vegane Ernährungskonzept verzichtet auf sämtliche tierische Nahrungsmittel. Veganismus ist aber für viele noch mehr: Die vegane Lebensweise beschränkt sich dann nicht nur auf die Ernährung, sondern verzichtet grundsätzlich auf alle tierischen Produkte. Damit stehen ethische Ansichten im Vordergrund: in erster Linie Tier- und Artenschutz und in der Folge auch Umweltschutz. Konventionelle Lebensgewohnheiten werden geprüft und infrage gestellt. Das führt zu sehr großen Umstellungen, die häufig nicht leichtfallen, denn wer liebt nicht die warmen Lederstiefel mit Lammfellfutter im Winter oder das elegante, luftige Seidenkleid im Sommer? Dagegen fällt der Verzicht auf Kotellet oder Sahnequark wohl kaum ins Gewicht. Daher entscheiden sich viele Menschen dafür, hauptsächlich ihre Ernährung vegan zu gestalten.
Mit der Fokussierung auf vegane Ernährung tritt allerdings der gesundheitliche Aspekt in den Vordergrund. Und Eltern interessiert dann besonders, ob denn vegane Ernährung auch für die Kinder geeignet ist.
Ernährung und Bedürfnisse von Kindern
Eines ist klar: Kinder wachsen. Manchmal über Nacht in atemberaubender Geschwindigkeit, manchmal langsam und kontinuierlich. Kinder wachsen aber nicht nur körperlich, auch ihr Geist entwickelt sich und reift heran. Spracherwerb, Bewegungs- und Sinneserfahrungen werden im Gehirn gespeichert, Nervenzellen verbinden sich und je mehr sie dies tun, desto besser entwickelt sich das Kind. Es ist primär die Aufgabe der Eltern, diese Entwicklung zu fördern und möglichst gute Voraussetzungen zu schaffen. Die Ernährung ist dabei ein wichtiger Baustein, ebenso wie gesunder Schlaf, doch dazu später mehr.
Das deutsche Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund empfiehlt eine ausgewogene Mischkost und weist insbesondere auf die ausreichende Versorgung mit wichtigen Nähstoffen, wie Vitamine und Mineralien hin. Demnach sollte die Ernährung der Kinder zu etwa zwei Dritteln aus Getreideprodukten (vorzugsweise Vollkorn) und Obst und Gemüse bestehen. Milchprodukte, Eier, gesunde Fette und mäßig Fleisch und Fisch ergänzen diese Ernährungsweise neben zuckerfreien Getränken. Tierische Nahrungsmittel enthalten einige Nährstoffe, die in pflanzlicher Nahrung kaum oder gar nicht enthalten ist, wie zum Beispiel Vitamin B12. Andere Stoffe kann der Körper in pflanzlicher Form schlechter verarbeiten, wie zum Beispiel Eisen. Wer sich und seine Kinder vegan ernähren will, steht also vor der Aufgabe, die Ernährungsvorteile tierischer Produkte ausgleichen zu müssen. Der Lohn dafür ist aber die positive Auswirkung veganer Kost auf Leib und Seele, denn die gibt es und es lohnt, sie sich anzusehen.
Vegane Ernährung für Kinder: Top oder Flop?
Die vegane Ernährung hat also Vor- und Nachteile. Wie sehen sie konkret aus und was ist bei der Ernährung von Kindern zu beachten?
Die Vorteile:
1. Werteerziehung durch Ernährung
Du bist, was du isst. Diese alte Weisheit hat nichts von ihrem Wahrheitsgehalt verloren. In der Diskussion um vegane Ernährung ist sie so aktuell wie nie. Wenn Eltern ein veganes Leben für die Familie wollen, werden sie immer wieder mit Fragen und Kritik konfrontiert sein. Und nicht nur von Bekannten, Freunden und besorgten Großeltern, sondern bestimmt auch irgendwann von den eigenen Kindern, die wissen wollen, warum bei ihnen zu Haus alles so anders ist, als bei den anderen. Das ist der Moment, den Eltern nutzen können, um mit ihren Kindern über Werte zu sprechen. Vegane Kost ist praktizierter Tierschutz und bedeutet Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Auch Themen wie Welthunger und Klimaschutz können dann kindgerecht vermittelt werden.
2. Höhere Sensibilität
Es ist allgemein bekannt, dass es einige Nährstoffe gibt, die durch vegane Ernährung nicht ausreichend aufgenommen werden können, wie Vitamin B12 oder Vitamin D. Gut informierte Eltern wissen dies, richten ihre Ernährung danach aus und werden regelmäßig die Blutwerte und den Nährstoffhaushalt der Kinder unter ärztlicher Kontrolle halten. Diese erhöhte Sensibilität fördert das Bewusstsein für gesundheitliche Prävention. Das vielerorts gewünschte bewusste Leben ist in diesen Familien fester Bestandteil des Alltags.
3. Volkskrankheiten vorbeugen
Auch Kinder leiden unter den verbreiteten Volkskrankheiten: Übergewicht, Herz-Kreislauf-Probleme und Diabetes, das kennen auch junge Kinder schon von Schulfreunden oder sind selbst betroffen. Vegane Ernährung minimiert das Risiko solcher Erkrankungen oder lindert sie.
Antibiotikamissbrauch in der landwirtschaftlichen Tierhaltung führt zu einer Entwicklung von Resistenzen bei Menschen, die tierische Produkte zu sich nehmen. Auch hier leistet die vegane Ernährung einen Beitrag zur Verminderung dieser Problematik.
Die Nachteile:
1. Umständlich
Ein veganes Leben braucht für vieles mehr Zeit: Einige Produkte sind in den Supermärkten nicht zu finden. Der Gang ins Reformhaus oder den Bioladen wird notwendig. Das ist insbesondere auf dem Land nicht immer ganz einfach. Es muss gekocht werden und das sehr regelmäßig. Eltern müssen sich immer wieder mit Nährstofftabellen, günstigen Nährstoffkombinationen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Ernährung auseinandersetzen. Für vegane Familien ist Ernährung damit ein zentrales Thema und kostet viel Zeit und Aufmerksamkeit.
2. Manche Nahrungsmittel müssen ergänzend eingenommen werden
Ja, die Vitamine B12 und D sind ein wichtiges Thema in der veganen Ernährung. Auch auf Eisen muss geachtet werden. Wer tierische Nahrungsmittel isst, braucht sich da weniger Gedanken zu machen. Wer aber vegan ist, muss zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Viele Kinder hassen es, Pillen zu schlucken. Daran sind schon manche Eltern verzweifelt. Außerdem erhöht die Einnahme solcher Präparate nicht das Gefühl, sich gesund zu ernähren.
Weitere Informationen dazu gibt es hier bei vegawatt.de/vegan-leben/.
3. Das Problem mit der Betreuung
Schul- und Kitaküchen bieten oft kein veganes Essen an. Das ist ein Problem, denn fast die Hälfte aller Kinder sind in einer ganztägigen Betreuung untergebracht. Veganen Eltern bleibt dann nur noch, ihren Kindern das Mittagessen mitzugeben, was einen erheblichen Mehraufwand bedeutet. Das trifft dann besonders die Eltern, die durch Berufstätigkeit bereits zeitlich sehr eingespannt sind (sonst bräuchten sie ja auch keine Betreuung).
Kinder müssen schlafen
Ausreichender und erholsamer Schlaf ist ein enorm wichtiger Aspekt der gesunden Entwicklung eines Kindes. Warum? Während des Schlafes regeneriert sich der Körper, der Geist verarbeitet die Erfahrungen des Tages. Schlafen ist eine Art Bewusstseinsveränderung, in der Phasen von Leichtschlaf, Tiefschlaf und Traumschlaf aufeinanderfolgen. Sie werden von kurzen Wachphasen unterbrochen und diese Abfolge wiederholt sich mehrmals während einer der Nacht.
Doch der Körper regeneriert sich nicht nur, es passiert noch einiges mehr:
Wie vegane Kinder schlafen
Es stellt sich nun die Frage, wie sich vegane Ernährung auf den Schlaf der Kinder auswirkt.
Der Konsum tierischer Lebensmittel belastet die Verdauung. Wir fühlen uns schlapp und müde, haben aber trotzdem Schlafschwierigkeiten, weil der Körper im Schlaf zu stark mit der Verdauung beschäftigt ist. Unruhiger, leichter Schlaf und wirre Träume folgen dann oft, was die Regeneration des Körpers behindert. Dies gilt insbesondere auch für Kinder.
Eine vegane Ernährung enthält deutlich weniger gesättigte Fettsäuren, unterstützt den natürlichen Säure-Basen-Haushalt und belastet kaum den Verdauungsapparat. Das wirkt sich auf den Schlaf aus. Der Körper kann entspannen und muss nicht die Verdauungsorgane mit zusätzlichem Blut versorgen, sondern das Gehirn, dass die Prozesse in Gang setzt, die für die gesunde Entwicklung der Kinder so wichtig ist.
Fazit
Vegane Ernährung für Kinder bringt viele Vorteile mit sich, hat aber auch seine Schattenseiten. Wer auf ein bewusstes Leben wert legt und dies auch an seine Kinder weitegeben will, kann den veganen Weg gehen, muss sich aber auf einige Umstellungen und auch auf Widerstand im eigenen Umfeld gefasst machen. Vegane Kost entlastet den Verdauungsapparat hat damit durchaus positive Auswirkungen auf den Schlaf von Kindern und unterstützt ihre Entwicklung und Leistungsfähigkeit.